Cybercrime und Darknet, das steht für viele in direktem Zusammenhang. Aber warum nutzen Cyberkriminelle das Darknet so gerne?
„Das eine Darknet“ gibt es nicht. Häufig ist das Tor-Netzwerk gemeint, wenn von „dem Darknet“ gesprochen wird. So auch in diesem Beitrag.
Die Geschichte des Tor-Netzwerks
Um zu verstehen, wieso das Tor-Netzwerk heute (unter anderem) von Kriminellen genutzt wird, lohnt sich ein Blick in die Vergangenheit.
Im Jahr 1995 arbeiteten David Goldschlag, Mike Reed und Paul Syverson am U.S. Naval Research Lab (NRL) an ersten Prototypen eines „Onion Routing“. An der grundsätzlichen Idee hat sich bis heute nichts geändert: Das Internet sollte mit möglichst viel Privatsphäre zugänglich sein und dafür sollte der Netzwerkverkehr über mehrere Server geleitet und zwischen diesen jeweils verschlüsselt werden.
Anfang der 2000er Jahre arbeiteten dann Roger Dingledine und Paul Syverson am NRL an einem „Onion Routing“ Project. Um sich von anderen Forschungsprojekten mit dem gleichen Ziel abzugrenzen, nannten sie das Projekt „TOR“, was damals für „The Onion Routing“ stand. Später trat auch noch Nick Mathewson dem Projekt bei.
Von Anfang an war es notwendig, dass sich genügend Freiwillige finden, die einen „Node“ (Knoten) für das Tor-Netzwerk betreiben. Seit dem Release der Software ist daher der Code für alle unter einen freien Software-Lizenz einsehbar.
Die Verbreitung – So wurde das Darknet für jedermann zugänglich
Bereits im Jahr 2003 gab es circa ein Dutzend Tor-Knoten, die meisten davon in den USA und einen auch bereits in Deutschland.
Einige Jahre mussten noch vergehen bevor im Jahr 2008 der Tor-Browser entwickelt wurde. Damit war das Darknet nun auch für weniger Technikbegeisterte zugänglich – es brauchte nur noch den Download dieses Browsers und schon war man drin.
Dadurch waren dann auch Teile des Internets für Personen zugänglich, die in einem Land leben, in denen das Internet (zumindest zeitweise) zensiert wird.
Kriminalität im Darknet
Erhöhte Anonymität zieht leider auch Kriminelle an. Genauso wie heute kaum ein Räuber unmaskiert zur Tat schreiten wird, versuchen auch Cyberkriminelle sich zu tarnen. Ein Ort, an dem das möglich ist, und der aber auch trotzdem leicht zugänglich ist, ist das Tor-Netzwerk.
Letzteres ist wichtig, denn die Kriminellen wollen tatsächlich (bis zu einem gewissen Grad) gefunden werden. Wenn bspw. niemand die geleakten Daten aus einem Ransomware-Vorfall finden kann, dann ist der Schaden für das betroffene Unternehmen deutlich geringer und die Bereitschaft das Lösegeld zu bezahlen demnach auch.
Aber das Darknet wurde doch „geknackt“, oder?
Auch wenn wir heute wissen, dass die Strafverfolgungsbehörden Wege gefunden haben, um unter erheblichem technischen Aufwand und einigen Voraussetzungen doch Nutzer von Tor zu deanonymisieren, ist das Darknet weiter interessant für Cyberkriminelle. Von Anfang an war sowieso immer die Rede davon, die Privatsphäre zu erhöhen und nicht vollständig anonym zu werden. Viele professionelle Cyberkriminelle sind nicht erst seit diesem Bericht auf die Idee gekommen, Ihre Identität weiter zu schützen.
So wird sich heute wohl kaum ein Berufskrimineller direkt über seinen Internetanschluss zuhause mit dem Tor-Netzwerk verbinden, wenn er dort kriminelle Dinge vor hat. Stattdessen werden andere Wege genutzt, um die Verschleierungsschichten auf eigene Faust zu erweitern und eine Deanonymisierung somit deutlich zu erschweren.